Pfarrkirche Thalfang

Überblick ĂŒber die Geschichte unserer

Pfarrkirche Thalfang

Ev. Pfarrkirche

Von Pfarrer Winfried Krause

 

Die Evangelische Pfarrkirche in Thalfang hat eine lange und reiche Geschichte. Die ersten Urkunden, die ĂŒber das vorgeschichtliche Dunkel der keltischen Besiedlung und römischen Besetzung unserer Gegend – der Name Thalfang ist keltischen Ursprungs und bedeutet wohl „Besitz des Talavus“ – hinausfĂŒhren, beleuchten auch die AnfĂ€nge der Thalfanger Kirchengeschichte. Nach einer – in ihrem historischen Wert allerdings umstrittenen – Urkunde vom 4.April 633 n.Chr. schenkte der frĂ€nkische König Dagobert I. dem Kloster St.Maximin vor Trier das königliche Land zwischen Ruwer und Hochwald, zu dem auch das Hofgut bzw. die „villa Talovanc“ gehörte. In dieser frĂŒhmittelalterlichen Zeit wurde in Thalfang wahrscheinlich bereits eine Taufkirche errichtet, aus der die spĂ€tere Pfarrei hervorging. König Heinrich V. bestĂ€tigte am 8.August 1112 der Trierer Reichsabtei seine Besitzrechte „in Talevangero marca“. Die durch Rodungen um das alte Hofgut herum entstandenen Dörfer, in denen sich ursprĂŒnglich eine Hundertschaft freier, sippenmĂ€ĂŸig verbundener Franken angesiedelt hatte, wurden „Mark Thalfang“ genannt. In einer Bulle des Papstes Innocens II. vom 6.Mai 1140 wird erstmals eine „ecclesia in Talefangh“, eine Kirche in Thalfang, erwĂ€hnt. Das Visitationsregister des Bistums Trier von 1350 nennt fĂŒr den westlichen HunsrĂŒck die Mutterkirchen Thalfang, Berglicht und Bischofsdhron.

Auf den Grundmauern der ersten Thalfanger Kirche, die der Sage nach um 1200 den Flammen zum Opfer gefallen sein soll, wurde dann in Etappen die heutige Pfarrkirche erbaut: Zuerst wurde – nach altem Brauch wohl von der Gemeinde – der Turm errichtet; zwei an der Nord- und Ostseite 1961 wiederfreigelegte Schallfenster mit romanischen Doppelbögen und Kapitellen erlauben eine Datierung um 1220-30. Dann wurde – wohl durch den Abt von St. Maximin als Zehntherrn – um 1300 die dreischiffige Kirche mit ihren gotischen Gewölben und Fenstern erbaut. Schließlich um 1450 der hochgotische, mit einem erhöhten Dachstuhl versehene Chor, in dem links ein kunstvolles SakramentshĂ€uschen der Kueser Steinmetzschule angebracht ist. Der Turm erhielt im 16.Jahrhundert ĂŒber einem Ringbogenfries sein heutiges Glockengeschoß; seine vier Renaissance-Doppelfenster sind mit KleeblattabschlĂŒssen verziert. Der steile, achtseitige Turmhelm wurde zu Beginn des 18.Jahrhunderts neu errichtet. Im Inneren stiftete 1716 der Dhronecker Amtmann Friedrich Christian Heusner eine prĂ€chtige Sandsteinkanzel, in die Bibelworte zum Predigtamt eingemeißelt sind. Mitte des 18.Jahrhunderts wurden die Emporen eingebaut; die Herren-Empore im Chorraum wurde 1957 beseitigt. Eine Ă€ltere Orgel aus dem Jahre 1750 wurde 1877 durch die heutige Orgel auf der zweiten Empore unter dem Gewölbe ersetzt, gefertigt von der Sulzbacher Orgelbauerfamilie Stumm. Die bunten Ornamentfenster im Chor wurden 1901 von der Pfarrerfamilie Fröhlich gestiftet. Der Taufstein mit seinen Christussymbolen (1957) und die bronzebeschlagene EingangstĂŒr (1977) stammen von Bildhauer Klaus Rothe.

Rings um die Kirche befand sich bis 1831 der Friedhof, von dem noch die mĂ€chtige Umfassungsmauer und der Grabstein von Pfarrer Johann Georg Clausen (+1837) zeugen. Den Eingang bildete eine um 1700 errichtete barocke Torhalle mit offenem Dachstuhl, der „Rost“, sogenannt wohl wegen der letzten Rast, die der von den Dörfern kommende Leichenwagen hier vor der Beerdigung hielt. Hier hĂ€ngen noch einige alte Grabplatten, die sich ursprĂŒnglich in der Kirche befanden.

Doch wichtiger als die Geschichte des GebĂ€udes ist die der Gemeinde, die sich in ihm versammelt. Die mittelalterlich-katholische Kirche war dem Evangelisten MatthĂ€us geweiht gewesen, woran noch die traditionell am Sonntag nach MatthĂ€i (21.September) gefeierte MĂ€rker Kirmes erinnert. Da der Abt von St.Maximin als Geistlicher die weltliche Herrschaft und Gerichtsbarkeit nicht selbst ausĂŒben durfte, bestellte er fĂŒr die Mark Thalfang einen Vogt. Seit dem 25.Dezember 1223 ĂŒbte das Geschlecht der Wild- und Rheingrafen von der Burg Dhronecken die weltliche Herrschaft aus. Nach anfĂ€nglich abwartender Haltung erklĂ€rten sich die Grafen nach dem Augsburger Religionsfrieden 1555 offen fĂŒr die Reformation. Nach dem Tod des katholischen Leutpriesters in Thalfang fĂŒhrte Wild- und Rheingraf Otto 1564 hier die Reformation durch. Er setzte einen evangelischen Pfarrer ein und baute ein Pfarrhaus, das 1571 fertiggestellt und 1974 durch ein neues Gemeindehaus ersetzt wurde. Die Reformation fĂŒhrte auch zur GrĂŒndung einer Pfarrschule, in der die Kinder anhand von Luthers Kleinem Katechismus Lesen und Schreiben, christlichen Glauben und christliches Leben lernten. FĂŒr diesen Pfarrunterricht und die Kapellen in Dhronecken, Immert, Rorodt und Deuselbach schufen die Grafen eine Kaplanstelle und bauten 1744 ein zweites Pfarrhaus, das 1994/95 renovierte „Alte KĂŒsterhaus“.

Im DreißigjĂ€hrigen Krieg, in dem spanische Truppen des kaiserlichen Feldherrn Spinola und schwedische Soldaten König Gustav-Adolfs um die Burg in Dhronecken kĂ€mpften („Schwedenschanze“ in Hilscheid), wechselte auch die Thalfanger Pfarrkirche mehrfach den Besitzer. Der WestfĂ€lische Friede von 1648 setzte aber die Wild- und Rheingrafen und die evangelische Konfession wieder in ihre alten Rechte ein. Durch den Frieden von Rijswijk 1697 wurde der katholischen Gemeinde ein Mitbenutzungsrecht eingerĂ€umt, von dem man sich 1897 freikaufte. Im Jahre 1900 wurde die neugebaute Katholische St.MatthĂ€us-Kirche in Thalfang eingeweiht. Die französischen Revolutionstruppen beseitigten 1797 die alte geistliche und weltliche Herrschaft. Das Kloster St. Maximin wurde aufgehoben. Die Mark Thalfang kam zu Frankreich, durch den Wiener Kongress 1815 an Preußen. Die evangelische Gemeinde gehört seither zur Evangelischen Kirche im Rheinland, Kirchenkreis Trier.

 

Geben wir zum Schluss dieses kurzen Überblicks ĂŒber die Geschichte unserer Thalfanger Pfarrkirche den Glocken das Wort, die in ihrem Turm hĂ€ngen und die Gemeinde zum Gottesdienst einladen:

1) MAXMIN HEISSEN ICH * IN GODES ERE LUDEN ICH * BOESE WETTR VERDRIBEN ICH * DEDERICH VAN PROME GOS MICH * MDXXIX + (1529 – Schlagton: f‘)

2) EHRE SEY GOTT IN DER HOEHE * FRIEDE AUFF ERDE * UND DEN MENSCHEN EIN WOLGEFALLEN * MATTH.CROMMEL FON TRIER GOS MICH * 1688 + (Lukas 2,14 – Schagton: g‘)

3) IR, UNSER NACHKOMEN, BETET AUCH MIT ERNST, UND TREIBET GOTTES WORT VLEISSIG, ERHALTET DAS ARME WINDLIECHT GOTTES * 2000 (Martin Luther – Schlagton: b‘)

4) O, LAND, LAND, LAND, HÖRE DES HERRN WORT! * 2000 (Jeremia 22,29 – Schlagton: es“)

 

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Literatur:

E.Chr.Fröhlich, Geschichte der Mark Thalfang, 1895, 1973ÂČ.

H.Klein, Der Haardtwald und die Mark Thalfang im ehemaligen Amte Tronecken, 1953.

A.Gundel, 400jÀhriges Reformationsbestehen in der Mark Thalfang: Festschrift zur 400-Jahrfeier der Evangelischen Kirchengemeinde Thalfang am Reformationsfest 1964.

H.Brucker, Verbandsgemeinde Thalfang im HunsrĂŒck: Rheinische KunststĂ€tten, Heft 189, 1978.

W.Krause, Die neuen Glocken der Ev.Pfarrkirche Thalfang, 2000.

U.Lehnart, Die Pfarrei Thalfang: Chronik der Ortsgemeinde Thalfang, 2001.

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